Strukturierte Produkte und Zertifikate in der Ruhestandsplanung: Eine europäische Perspektive

Die Ruhestandsplanung ist ein entscheidender Aspekt der langfristigen finanziellen Sicherheit für Anleger. Angesichts der steigenden Lebenserwartung und der zunehmenden Notwendigkeit, den eigenen Ruhestand zu finanzieren, ist es für den Einzelnen immer wichtiger geworden, verschiedene Anlagemöglichkeiten zu prüfen, die ihm helfen können, seine finanziellen Ziele zu erreichen.

Vor diesem Hintergrund haben sich strukturierte Produkte und Zertifikate als ein leistungsfähiges Instrument zur Diversifizierung von Anlageportfolios und zur Steigerung der Renditen bei gleichzeitiger effektiver Risikosteuerung erwiesen.

Wir wollen analysieren, wie strukturierte Produkte und Zertifikate als Teil einer ganzheitlichen Vorsorgestrategie für Anleger in der Schweiz und Europa eingesetzt werden können.

Strukturierte Produkte sind komplexe Finanzinstrumente, die eine Reihe von traditionellen Anlageinstrumenten wie Anleihen, Aktien und Optionen mit Derivaten kombinieren, um eine maßgeschneiderte Lösung für Anleger zu schaffen. Diese Produkte sind so konzipiert, dass sie spezifische Risiko-Rendite-Profile bieten, die den individuellen Anlagezielen und der Risikotoleranz der einzelnen Anleger entsprechen.

Zertifikate hingegen sind eine Art strukturiertes Produkt, das die Wertentwicklung eines Basiswerts abbildet, z. B. einer Aktie, eines Index, eines Rohstoffs oder einer Währung, und werden in der Regel von Banken oder Finanzinstituten ausgegeben.

Es gibt sie in verschiedenen Formen, wie z.B. Partizipations-, Discount-, Bonus- und Express-Zertifikate, die jeweils ein unterschiedliches Rendite-Risiko-Profil aufweisen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Anleger gerecht zu werden.

Die Rolle von strukturierten Produkten und Zertifikaten bei der Ruhestandsplanung

1. Diversifizierung

Einer der Hauptvorteile der Einbindung von strukturierten Produkten und Zertifikaten in eine Vorsorgestrategie ist die Diversifikation, die sie bieten. Durch Investitionen in eine Reihe von Vermögenswerten mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen können Anleger das Gesamtrisiko ihres Portfolios verringern und ihre langfristigen Erträge steigern.

Ein Schweizer Anleger, der sein Rentenportfolio diversifizieren möchte, könnte zum Beispiel in Erwägung ziehen, über einen Partizipationsschein in einen Korb europäischer Aktien zu investieren, der ein Engagement in der Wertentwicklung der zugrunde liegenden Aktien bietet und gleichzeitig die mit direkten Aktienanlagen verbundenen Risiken begrenzt.

1. Maßgeschneiderte Risiko-Ertrags-Profile

Strukturierte Produkte und Zertifikate ermöglichen es Anlegern, ihr Risiko-Rendite-Profil an ihre spezifischen Bedürfnisse und Präferenzen anzupassen. Dies ist vor allem für die Ruhestandsplanung von Vorteil, da Anleger in verschiedenen Lebensabschnitten oft unterschiedliche Anlageziele verfolgen.

So kann sich ein jüngerer Anleger mit hoher Risikotoleranz für ein Bonuszertifikat entscheiden, das bei guter Entwicklung des Basiswerts potenziell höhere Renditen bietet, während ein älterer Anleger, der kurz vor der Pensionierung steht, ein konservativeres Expresszertifikat bevorzugt, das eine vordefinierte Rendite bietet, wenn der Basiswert über einer bestimmten Schwelle bleibt.

1. Erhöhte Renditen

Strukturierte Produkte und Zertifikate können im Vergleich zu traditionellen Anlagemöglichkeiten höhere Renditen bieten, was sie zu einer attraktiven Option für die Ruhestandsplanung macht. Durch den Einsatz von Derivaten können diese Produkte je nach gewählter Strategie Gewinne verstärken oder Verluste begrenzen.

Mit einem Discount-Zertifikat können Anleger beispielsweise einen Basiswert mit einem Abschlag auf den aktuellen Marktpreis erwerben, was die Chance auf höhere Renditen bietet, wenn der Wert des Vermögenswerts steigt. Darüber hinaus bieten einige strukturierte Produkte einen Kapitalschutz, der dazu beitragen kann, das Kapital der Anleger unter ungünstigen Marktbedingungen zu erhalten.

Beispiele für strukturierte Produkte und Zertifikate in der Ruhestandsplanung

1. Partizipationsscheine für langfristiges Wachstum

Stellen Sie sich einen Anleger in der Schweiz vor, der im Rahmen seiner Ruhestandsplanungsstrategie in europäische Aktien mit langfristigem Wachstum investieren möchte. Statt direkt in Aktien zu investieren, könnten sie sich für ein Partizipationszertifikat entscheiden, das die Wertentwicklung eines breiten europäischen Aktienindexes, wie des EURO STOXX 50, abbildet.

Auf diese Weise partizipieren sie an der Entwicklung der zugrunde liegenden Aktien und profitieren gleichzeitig von den Vorteilen der Diversifizierung, da das Zertifikat an einen Aktienkorb und nicht an eine einzelne Aktie gebunden ist.

1. Bonuszertifikate zur Renditesteigerung

Ein Anleger, der kurz vor der Pensionierung steht, sucht vielleicht nach Möglichkeiten, seine Investition in ein Bonuszertifikat, das an einen europäischen Aktienindex gekoppelt ist, zu erhöhen.

Bonuszertifikate bieten die Chance auf höhere Renditen, wenn sich der zugrunde liegende Index gut entwickelt und gleichzeitig eine Mindestrendite, das so genannte Bonuslevel, erzielt wird, solange der Index während der Laufzeit nicht unter eine vorher festgelegte Barriere fällt.

Angenommen, ein Anleger erwirbt ein Bonuszertifikat auf den EURO STOXX 50-Index mit einem Barrier-Level von 70 % des anfänglichen Indexwerts und einem Bonus-Level von 120 %.

Bleibt der Index während des gesamten Anlagezeitraums oberhalb der Barriere, erhält der Anleger bei Fälligkeit eine Rendite von mindestens 20 %, unabhängig von der tatsächlichen Wertentwicklung des Index.

Fällt der Index jedoch unter die Barriere, erhält der Anleger eine Rendite, die der Wertentwicklung des Index entspricht, was unter Umständen negativ sein kann.

1. Express-Zertifikate für regelmäßiges Einkommen

Rentner suchen oft ein regelmäßiges Einkommen, um ihre Rente aufzustocken und ihre Lebenshaltungskosten zu decken. In diesem Zusammenhang können Express-Zertifikate eine attraktive Option sein. Diese Zertifikate sind so strukturiert, dass sie im Voraus festgelegte regelmäßige Zahlungen leisten, solange der zugrunde liegende Vermögenswert, z. B. ein Aktienindex oder ein Aktienkorb, über einer bestimmten Schwelle liegt.

So könnte ein Anleger beispielsweise in ein Express-Zertifikat investieren, das an die Wertentwicklung eines Korbs europäischer Dividendenwerte gekoppelt ist. Das Zertifikat könnte eine jährliche Auszahlung von 5 % bieten, wenn der Wert des Korbs zu jedem Beobachtungszeitpunkt über 90 % seines Ausgangsniveaus liegt.

Fällt der Wert des Korbes unter den Schwellenwert, kann die Zahlung aufgeschoben werden, bis der Wert wieder steigt. Auf diese Weise können Express-Zertifikate ein regelmäßiges Einkommen und gleichzeitig einen gewissen Kapitalschutz bieten.

1. Kapitalgeschützte Produkte für konservative Anleger

Für Anleger mit geringer Risikotoleranz oder solche, die kurz vor der Pensionierung stehen, können kapitalgeschützte strukturierte Produkte eine attraktive Option sein.

Diese Produkte zielen darauf ab, das Kapital des Anlegers zu erhalten und gleichzeitig an der potenziellen Wertentwicklung eines Basiswerts oder Index teilzuhaben.

So könnte sich ein Anleger beispielsweise für ein kapitalgeschütztes Zertifikat entscheiden, das an die Wertentwicklung eines europäischen Aktienindexes gekoppelt ist und einen 100%igen Kapitalschutz bietet.

Das bedeutet, dass der Anleger bei Fälligkeit garantiert mindestens seine ursprüngliche Investition erhält, unabhängig von der Entwicklung des Index. Wenn sich der Index gut entwickelt, kann der Anleger zusätzliche Erträge erhalten, die auf der Wertsteigerung des Index basieren.