Die COVID-19-Pandemie hatte erhebliche Auswirkungen auf die globalen Märkte und Investitionsstrategien.

Mit der allmählichen Erholung der Wirtschaft ergeben sich neue Anlagemöglichkeiten, insbesondere auf dem Markt für strukturierte Produkte und Zertifikate.

Wir analysieren die Entwicklung des Marktes für strukturierte Produkte während und nach der Pandemie in Europa und der Schweiz und untersuchen die neuen Anlagemöglichkeiten, die sich aus dieser Entwicklung ergeben haben.

In dem Maße, in dem sich die Volkswirtschaften stabilisieren und neue Anlagethemen auftauchen, dürften strukturierte Produkte und Zertifikate eine immer wichtigere Rolle in den Portfolios der Anleger spielen, da sie maßgeschneiderte Lösungen bieten, die ihnen helfen, ihre finanziellen Ziele in einem dynamischen und unsicheren Marktumfeld zu erreichen.

Strukturierte Produkte sind Finanzinstrumente, die verschiedene Vermögenswerte wie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Rohstoffe und Währungen kombinieren, um ein maßgeschneidertes Anlageprodukt zu schaffen. Diese Produkte enthalten häufig Derivate, die ein Engagement in den zugrundeliegenden Vermögenswerten bieten und es den Anlegern ermöglichen, bestimmte Risiko-Ertrags-Profile zu erreichen.

Zertifikate sind eine Art strukturiertes Produkt, das Anlegern ein Engagement in einem Basiswert, z. B. einem Index, bietet, ohne dass sie direkt in den Vermögenswert selbst investieren müssen.

Pandemie-bedingte Volatilität und die Nachfrage nach strukturierten Produkten

Während der COVID-19-Pandemie erlebten die Märkte eine noch nie dagewesene Volatilität. Der EURO STOXX 50 Volatilitätsindex (VSTOXX), ein Maß für die Volatilität an den europäischen Aktienmärkten, stieg im März 2020 auf ein Rekordhoch von 95,02, verglichen mit einem Durchschnitt von etwa 20-25 in der Zeit vor der Pandemie (Quelle: Investing.com).

Diese Volatilität stellte die Anleger vor die Herausforderung, sich auf turbulenten Märkten zurechtzufinden und gleichzeitig Kapital zu erhalten und Renditen zu erzielen.

Als Reaktion darauf wandten sich viele Anleger strukturierten Produkten und Zertifikaten zu, um Risiken zu steuern, Erträge zu erzielen und bestimmte Anlageziele zu erreichen. Nach Angaben der European Structured Investment Products Association (EUSIPA) erreichte der Gesamtmarktumsatz mit strukturierten Produkten in Europa im Jahr 2020 275 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 3,3 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (Quelle: EUSIPA).

Die Schweiz als wichtiger Finanzplatz verzeichnete auch ein deutliches Wachstum des Marktes für strukturierte Produkte. Der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) meldete, dass der Gesamtumsatz auf dem Schweizer Markt um 8,2 % auf 335 Mrd. CHF im Jahr 2020 ansteigen wird (Quelle: SVSP).

Die Landschaft nach der Pandemie: Neue Investitionsmöglichkeiten und Trends

Mit der Erholung der Wirtschaft und der Stabilisierung der Marktbedingungen nimmt die Nachfrage nach strukturierten Produkten und Zertifikaten weiter zu.

In der Zeit nach der Pandemie haben sich mehrere Trends und Investitionsmöglichkeiten herauskristallisiert, darunter die folgenden:

  1. Strukturierte Produkte mit ESG-Themen

Umwelt-, Sozial- und Governance-Investitionen (ESG-Investitionen) haben während der Pandemie erheblich an Dynamik gewonnen, da die Anleger zunehmend bestrebt sind, ihre Portfolios an verantwortungsvollen und nachhaltigen Prinzipien auszurichten. Als Reaktion darauf haben Emittenten eine Reihe von strukturierten ESG-Produkten auf den Markt gebracht, die ein Engagement in ESG-Indizes oder einzelne ESG-konforme Unternehmen bieten.

Nach Angaben der EUSIPA entfielen 2021 rund 10 % der Neuemissionen in Europa auf ESG-bezogene strukturierte Produkte (Quelle: EUSIPA).

  1. Strukturierte Produkte zur Inflationsabsicherung

Angesichts der massiven Konjunkturpakete der Regierungen und der anhaltend niedrigen Zinssätze der Zentralbanken haben sich bei den Anlegern Sorgen über eine steigende Inflation breit gemacht. Um diese Bedenken auszuräumen, haben die Emittenten strukturierter Produkte Produkte zur Absicherung gegen die Inflation entwickelt, z. B. solche, die an inflationsgebundene Anleihen oder Rohstoffindizes gekoppelt sind. In der Schweiz hat UBS beispielsweise 2021 eine Reihe von inflationsgebundenen Zertifikaten lanciert, mit denen Anleger an den Inflationserwartungen in der Schweiz und in Europa teilhaben können (Quelle: UBS).

  1. Krypto-verknüpfte strukturierte Produkte

Das wachsende Interesse an Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten hat zur Entwicklung von strukturierten Produkten mit Krypto-Bezug geführt. Diese Produkte bieten Anlegern ein Engagement in die Wertentwicklung von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum, ohne dass sie dafür

die digitalen Vermögenswerte direkt kaufen oder selbst aufbewahren. Kryptogebundene strukturierte Produkte bieten Anlegern eine leichter zugängliche und regulierte Möglichkeit, in den sich schnell entwickelnden Markt für digitale Vermögenswerte einzusteigen.

So brachte die Schweizer Bank Leonteq 2021 eine Reihe von kryptogebundenen strukturierten Produkten auf den Markt, darunter Tracker-Zertifikate und Aktienanleihen, die an Bitcoin und Ethereum gebunden sind (Quelle: Leonteq). In Deutschland hat Vontobel Bitcoin-gebundene Tracker-Zertifikate eingeführt, mit denen Anleger an der Wertentwicklung der Kryptowährung partizipieren und gleichzeitig die mit dem direkten Besitz verbundenen Risiken mindern können (Quelle: Vontobel).

  1. Thematische strukturierte Produkte

Die Anleger suchen zunehmend nach gezielten Engagements in bestimmten Themen oder Sektoren wie Technologie, Gesundheitswesen und erneuerbare Energien, die während und nach der Pandemie ein beschleunigtes Wachstum erlebt haben. Um diese Nachfrage zu befriedigen, haben Emittenten thematische strukturierte Produkte entwickelt, die Anlegern ein Engagement in Nischenmarktsegmenten und -trends bieten.

So hat der Schweizer Emittent Julius Bär 2021 eine Reihe von strukturierten Produkten eingeführt, die sich auf Themen wie digitale Gesundheit, E-Commerce und nachhaltige Landwirtschaft konzentrieren (Quelle: Julius Baer). Diese Produkte ermöglichen es den Anlegern, vom Wachstumspotenzial dieser Sektoren zu profitieren und gleichzeitig das Risiko durch maßgeschneiderte Auszahlungsstrukturen zu steuern.

  1. Verbesserte Einkommensprodukte

Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld suchen die Anleger nach alternativen Einkommensquellen. Enhanced-Income-Produkte wie Aktienanleihen und Auto-Callables erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sie Anlegern das Potenzial für höhere Renditen im Vergleich zu traditionellen festverzinslichen Instrumenten bieten.

In Europa ist die Nachfrage nach Produkten mit erhöhtem Einkommen deutlich gestiegen. Einem Bericht von BNP Paribas zufolge stieg die Emission von selbst kündbaren Anleihen in Europa im Jahr 2021 um 24 % gegenüber dem Vorjahr und erreichte einen Gesamtbetrag von 24 Milliarden Euro (Quelle: BNP Paribas).

In der Schweiz werden im Jahr 2021 Aktienanleihen im Wert von 10,5 Mrd. CHF emittiert, was einem Anstieg von 15 % gegenüber 2020 entspricht (Quelle: SVSP).

In der Zeit nach der Pandemie steigt die Nachfrage nach strukturierten Produkten weiter an, angetrieben durch neue Trends wie ESG-Investitionen, Inflationsabsicherung, Kryptoengagement, thematisches Investieren und die Suche nach alternativen Einkommensquellen.

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